Achtung - in diesem Beitrag wird auch diesmal wieder gelästert.
Heft 5/2020 ist in diesem Jahr das Heft, das ich bisher am häufigsten in die Hand genommen habe. Immer und immer wieder habe ich überlegt, welches Kleid ich denn nähen würde, wenn ich denn Lust und Zeit dazu hätte, welchen Stoff aus meinem Bestand ich verwenden könnte, und was ich ändern müsste, damit es mir und zu mir passt.
Ich zeige mal, was ich meine ...
Quellenangabe: Alle Fotos stammen aus Burda Style 05/2020
Vorausschicken möchte ich, dass ich jeden Schnitt anpassen müsste - FBA und abfallende Schultern.
Auf den 2. Blick - ganz nettes Kleidchen - . Der Schnitt des Oberteils wäre für meine Figur recht einfach anzupassen, da die Brustabnäher von der Taille aus nach oben verlaufen. Meine Ärmellänge ginge bis zum Ellenbogen. Der Schnitt enthält zwei Ärmel, den bauschigen und einen schmalen um den bauschigen auf Position zu halten. An das Oberteil passt so ziemlich jede Rockform.
Das Foto erinnerte mich sofort an Lady Diana, die damals 19-jährige Kindergärtnerin. Noch unerfahren im Umgang mit der Presse, ließ sie sich so im Gegenlicht ablichten. Tags darauf sah ganz GB in den Gazetten, welch' hübsche lange Beine die Herzdame des Prinzen hatte. ...
Bei den russischen Hobbynäherinnen kam das Kleid gut an: bis heute sind im Fotoforum 15 Nutzerkreationen eingestellt.
Das Designer Kleid.
Bereits beim ersten Durchblättern sprang mir dieses Kleid ins Auge.
Schon beim ersten Blick darauf war ich begeistert und entsetzt!
Begeistert: Toller Stoff, tolle Silhouette! Die voluminösen Ärmel finde ich klasse und der Rock ist genau so, wie ich ihn mag: glockig, aber nicht zu weit. Als Stoff war Baumwolle mit Elasthan angegeben.
ABER: Wie steht die denn da? Schultern vorgeschoben, Brust eingezogen, dennoch sitzt das Taillenband oberhalb der Taille? Ganz offensichtlich ist das Oberteil zu kurz oder das Model zu lang für das Kleid. Also Achtung mit diesem Schnitt, ob der fehlerfrei ist?
Eine Bloggerin hat ihre Version dieses Kleids bei MMM vorgestellt. Ich habe bei ihr angefragt, sie hat das Oberteil um 6 cm verlängert. Dachte ich es mir doch!
Auch im Taillenband sehe ich bei mir eine mögliche Schwachstelle. Entweder es sitzt gut im Stehen, drückt dann im Sitzen und Arme anheben ist auch nur begrenzt möglich, oder man macht es lockerer, dann hat man im Stehen aber nicht diese tolle Silhouette.
Den Schnitt habe ich mir auf dem Bogen genau angesehen. Normalerweise verläuft die Unterkante des vorderen Oberteils in einem leichten Bogen zur Mitte hin nach unten, um Platz für die Brust zu lassen, hier verläuft die Unterkante im leichten Bogen nach oben. Das soll wohl dafür sorgen, dass das Oberteil insgesamt nicht zu blusig fällt. An dieser Stelle würde ich also viel Stoff zugeben und dann ausprobieren, welche Länge wo wirklich gebraucht wird.
Den Schnitt habe ich kopiert, mir ist jedoch bewusst, dass ich daran viel anzupassen habe. Es ist ein echtes ABER-Kleid.
Das diagonal verlaufende Muster ist aufgedruckt. Das Kleid wird im geraden Fadenlauf zugeschnitten. Burda weist darauf hin, dass, wenn man "echten" Karostoff verwenden will, der Stoffverbrauch höher ist. Aha, wer hätte das gedacht! Es wird aber nicht angegeben, wie viel Stoff in diesem Fall benötigt wird. Dabei wäre es von Burda ein netter Service gewesen, den Materialverbrauch für diagonalen Zuschnitt zu ermitteln. Deren Computerprogramme geben das her - ohne großen Aufwand.
Das Stoffmuster habe ich im Internet gesucht und tatsächlich gefunden - allerdings nicht in BW sondern in Seide mit Elasthan zum Preis von ca. 90 € pro Meter. Bei einem vorgeschlagenen Bedarf von 3, 7 m ist es mir zum Selbermachen eindeutig zu teuer, denn bereits für ca. 400 € könnte ich es in BW´fertig kaufen. Es wird im Online-Shop der Designerin in XS bis XL angeboten. Und was bedeutet hier XL? Größe 42! Au weia! Also doch nichts für mich.
Die russischen Näherinnen und Leserinnen lieben dieses Kleid! Und der Schnitt wird nach Bedarf und verfügbarer Stoffmenge optimiert! Da wird ein Rückenausschnitt eingebaut, dort der Rock verändert, die Länge sowieso. Statt des Taillenbands wird ein Taillengummi verwendet, dafür kann auf den RV verzichtet werden ...
Für mich ist es interessant, was die Näherinnen aus diesem Modell machen. Bisher wurde es 29 Mal im Fotoforum vorgestellt.
Dieses Heft werde ich gut aufbewahren, damit ich das Designer-Kleid ggf. umsetzen kann.
Wer an diesem Schnitt Interesse hat, benötigt das Heft. Normalerweise kann jeder Schnitt sofort mit Erscheinen des Hefts als Einzelschnitt per Download erworben werden. Dieser nicht! Auch wenn man die Suchfunktion verwendet, erscheint das Kleid nicht. Es wird weder in der Heftvorschau gezeigt noch wenn man sich alle Modelle des Hefts anzeigen lässt. Burda verbirgt diesen Schnitt. Ob es wohl Lizenzstreitigkeiten gibt? Schließlich ist das Kleid noch im Verkauf.
Nun zum Titelmodell
Betrachte ich nur die technische Zeichnung, könnte dieses Kleid für mich tatsächlich ein Traumkleid sein! Das Oberteil lässt sich leicht ändern, die angeschnittenen Ärmel müssen auch bei abfallenden Schultern nicht angepasst werden. Der Vokuhila-Saum ist gemäßigt und wird sich leicht begradigen lassen, wenn Vokuhila nicht mehr gefragt ist. Ich würde einen Stoff mit etwas Stand wählen statt Seide oder Viskose.
Burda hat dieses Kleid in zwei Ausführungen im Heft, einmal mit, einmal ohne Gürtel. Wobei - Gürtel ist etwas hochgegriffen - Kofferband oder Schwerlastgurt aus dem Baumarkt trifft es besser. Schade, als Zeichnung gefällt mir das Kleid ausgesprochen gut, auf den Fotos - geht so.
Bei den russischen Hobbynäherinnen ist dieses Kleid kein Renner, es wurde bisher nur zweimal realisiert.
So, für heute ist genug gekritelt! Mein Burda-Abo behalte ich bei, sonst entginge mir etwas ;-).