Dies ist eines meiner ersten Weihnachtsfotos aus unserem Familienalbum (wahrscheinlich von 1955). Wenn ich es betrachte, fühle ich die Wärme des Holz- und Kohlenofens in der Ecke des Zimmers, fühle die Kälte an den Einscheibenfenstern, die von dichten Vorhängen ferngehalten wird. Ich nehme den warmen Kerzenschein an unserem kleinen Weihnachtsbaum wahr ... (Für unsere kleine Wohnung hatte das Bäumchen genau die richtige Größe.)
Heiligabend wurde bis nachmittags gearbeitet - außer, wenn die Männer, die sonst auf dem Bau arbeiteten, wenige Tage zuvor entlassen worden waren.. (So konnte der Bauunternehmer das Weihnachtsgeld sparen.)
Weihnachten und Silvester waren im Familienleben die Höhepunkte des Jahres. Es war selbstverständlich, dass man sich zu solchen Anlässen bestmöglich kleidete. Mutti und Oma trugen ihr "Kleines Schwarzes". Obwohl das Foto vor 65 Jahren aufgenommen wurde, erinnere ich mich noch genau an diese Kleider. Muttis Kleid mit den überschnittenen Ärmeln hatte ein Oberteil in Wickeloptik aus Samt und war tatsächlich schwarz. Der Rock war ein Tellerrock aus Taft mit applizierten Samtblüten. Wie oft habe ich heimlich den Samt gestreichelt. Omas Kleid war aus dunkelblauem Wollstoff, tailliert, mit unterhalb der Taille angesetztem Glockenrock und Montagegürtel in der Taille. Die Ärmel waren angeschnitten und 3/4 lang. "Fledermausärmel" hießen sie damals.
Vater und Opa trugen Wollhosen mit messerscharfen Bügelfalten. Ich erinnere mich noch an diesen typischen Wollgeruch, wenn die Hosen mittels feuchtem Tuch und heißem Bügeleisen gedämpft wurden. An Sonn- und Feiertagen gehörte das weiße Hemd mit Krawatte immer dazu. Im häuslichen Umfeld trug Mann eine Strickjacke mit Reißverschluss. Ich denke dabei auch an die berühmten Strickjackenfotos, die mehr als 3 Jahrzehnte später entstanden: Kohl und Gorbatschow - eine Männerfreundschaft in Strickjacken.
Zurück zur Ausgangsfrage: Brauche ich jedes Jahr ein neues Weihnachtskleid? Auf jeden Fall muss es an den Weihnachtsfeiertagen (und an Silvester) ein besonderes Kleid sein, eines, in dem ich mich deutlich vom üblichen Alltag abhebe. Und es muss bequem sein, kein Stehkleid, sondern eines zum gemütlichen Sitzen, Lümmeln und Kuscheln und es muss Platz haben für den Weihnachtsbraten, für üppige Beilagen, guten Wein und ausschweifende Desserts.
Muss es neu sein? Für mich reicht neuwertig, also nicht häufig und zu jeder Gelegenheit getragen. Selbst Royals sieht man sogar bei großen Auftritten dann und wann ein Outfit zum wiederholten Mal tragen. In diesem Jahr habe ich vier (gekaufte) Kleider zur Auswahl, zwei davon noch mit Preisschild, aber dennoch sind alle vier schon einige Jahre in meinem Bestand. Außerdem hatte ich mir dieses Jahr einen schönen schwarzen Rock gekauft, den ich (außer für Fotos) ebenfalls noch nicht getragen habe. Demnächst ist dazu Gelegenheit.
Meine Auswahl für dieses Jahr:
Ein Jerseykleid - noch mit Schildchen
(Mit den Fotos dieses Kleids grüße ich Tina von Tinaspinkfriday herzlich.
Ich habe mir mein Kleid gekauft, nachdem sie ihres auf ihrem Blog vorgestellt hatte.
Danke, Tina, für diese Inspiration!)
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