Ein Ausflug in meine Heimatstadt führte mich in einen Konsumtempel, der seit Jahrzehnten das erste Bekleidungshaus am Platze ist.
Was wollte ich da eigentlich? Meine Kleiderschränke sind gut gefüllt, ich brauche nichts.
Einigermaßen lustlos schlenderte ich doch durch die Damenabteilungen, ließ den Blick schweifen.
Meine Augen blieben an einem Rock hängen, der in mein Beuteschema passte. Den wollte ich mir genauer ansehen.
Glockenform und ein besonderer Stoff!
Schwarz trage ich nur zu Röcken, denn dazu kann ich (nahezu) jedes farbige Oberteil kombinieren.
Ich schaute mir das Material und die Verarbeitung genauer an. Toller Stoff, undurchsichtiges Futter. Gummibund, kein RV und Zuschnitt im geraden Fadenlauf - ungewöhnlich, denn in der Regel werden RV-lose Glockenröcke diagonal zum Fadenlauf zugeschnitten.
Ich schlenderte weiter ...
Aber der Rock ging mir nicht aus dem Kopf.
Also zurück und nach der
Größe geschaut. - Oh, die könnte passen!
Aber nein, die Schränke sind
voll! Und außerdem habe ich noch Stoffberge. Ob ich es jemals schaffe
diese abzubauen?
Wieder ging ich davon, schaute mir Taschen an ... und kam zurück. Na ja, anprobieren kann ich den Rock ja mal, anprobieren heißt noch nicht kaufen.
Dann habe ich den Rock anprobiert ... Am Kleiderständer hing ein Schild "50% Rabatt". Was ein echter Schwabe ist, lässt sich von diesem "Argument" meist überzeugen.
Also, um die Geschichte jetzt abzukürzen, der Rock kam mit - und die Tasche auch! Jawoll!
Die weiße Bluse mit den Flügelärmeln hatte ich mir letztes Jahr gekauft.
Noch ein bisschen mehr mit den Armen wedeln und ich hebe ab!
Auf jeden Fall ist die Bluse luftig und bietet volle Bewegungsfreiheit.
Hier mit neuer Seidenbluse und dem neuen Täschchen.
Die Schuhe sind ein Traum für meine geschundenen Füße.
Der Armausschnitt ist lang gezogen bis fast zum Abnäher. Ungewollte Einblicke verhindert ein eingesetztes Dreieck.
Da alles gekauft ist, soll ich die Marken nennen?
Also: Achtung Werbung - unbeauftragt und unbezahlt - durch Markennennung
Rock: Laurèl 2020
Bluse mit Flügeln: Shein 2019
Seidenbluse: Uta Raasch / Peter Hahn 2020
Tasche: Ted Baker 2020 (leider nur Plastik, kein echtes Leder - ob ich sie oft tragen werde?)
Schuhe: Ara ca. 2017 (Weite K!)
Noch interessiert an einer Anekdote aus meinem Leben?
Also - als ich Schülerin, dann Lehrling, später Studentin war, ging ich oft in dieses Edelkaufhaus. Besonders interessierte mich Kleidung aus dem gehobenen Preissegment, die ich mir jedoch meist nicht leisten konnte oder wollte. Während der Schlussverkäufe aber wurden einige Teile für mich erschwinglich. Damals fanden die Schlussverkäufe zu allgemein bekannten, festen Terminen statt. WSV - letzte Januar-Woche bis erste Februar-Woche, SSV letzte Juli- bis erste August-Woche. Die Schaufenster wurden vor dem SV verhängt, die Ware blieb dem Auge verborgen. Erst samstags nach 14 Uhr, also nachdem die Geschäfte geschlossen waren, wurden die Schaufenster freigegeben. Üblich war es, dass man an diesen Wochenenden, vorzugsweise sonntags, einen Schaufensterbummel machte und staunen durfte, zu welch günstigen Preisen die Waren angeboten wurden.
Zum WSV hatte ich einen sehr schönen schwarzen Mantel entdeckt, in hochwertiger Wollqualität. Als 15- / 16-Jährige fühlte ich mich in schwarz sehr attraktiv und erwachsen. Neben jedem Ausstellungsteil stand auf einem Schildchen die Größe, eine Nummer und in welcher Abteilung man das Kleidungsstück kaufen konnte. Pünktlich zur Geschäftsöffnung stand ich am folgenden Montag in einer Menschenansammlung am richtigen Eingang vor dem Geschäft. Ich nahm dabei in Kauf, dass ich zu spät zum Unterricht kommen würde. Das machte mir zwar ein schlechtes Gewissen, aber anders ging er nun einmal nicht, mittags wäre der Mantel bestimmt weg gewesen.
Die Türen wurden geöffnet, die Menschentraube stürmte hinein. Die Ausstellungsteile waren aus den Schaufenstern geholt worden und hingen auf Kleiderständern, die von Verkäuferinnen gehütet wurde. Ich kam relativ schnell an die Reihe, rief der Verkäuferin die Nummer meines Mantels zu, sie rief die Größe zurückt, ich rief "ja", bekam den Mantel und eilte - ohne Anprobe - zur Kasse. Dann rannte ich mit meiner Beute zur Straßenbahn, fuhr zur Schule, mogelte mich ins Gebäude und ins Klassenzimmer ... und freute mich den ganzen Tag (und darüber hinaus) über mein Schnäppchen.
Den Mantel habe ich mehrere Jahre gern getragen.
Und wo liegt nun meine Heimatstadt? Hier!
Wer erkennt sie?
Die Stadt erkenne ich nicht.
AntwortenLöschenSieht irgendwie nach Süddeutschland aus, richtig?
Vorgestern war ich mit meiner Freundin nach Monaten mal wieder "Shoppen" . Gekauft ein Paar Stiefeletten und einen Pulli.
An diesem Rock wäre ich viellicht auch nicht vorbeigekommen. Hoffentlich macht der Stoff keine Probleme, wenn Du ihn ein paarmal getragen und gesessen hast. Die Bluse gefällt mir sehr gut.