Sonntag, 14. Dezember 2014

Das Weihnachtskleid ist fertig!

Ich bin ungeduldig ...

... und ich möchte nicht bis zum großen Finale warten, sondern es jetzt schon zeigen - jedenfalls ein bisschen.

Ich bin stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe und ich freue mich, dass das Kleid passt. (Die Arme kann ich anheben und den RV selbst schließen ;-))

Und jetzt schau ich gleich, welche Nähfortschritte bei den anderen Teilnehmerinnen des WKSA 2014 zu bewundern sind.

Beim Styling mit Pelzschal habe ich mich an einer der beiden Burda-Vorlagen orientiert.



Beim letzten MMM habe ich schon Mutter und Tochter in ihren Weihnachtskleidern gezeigt.


Derzeit macht es mir Spaß, in meinem Kleiderschrank nach Accessoires für mein Kleid zu suchen und es unterschiedlich zu kombinieren. Ursprünglich wollte ich noch einen Gürtel nähen. Das ist aber nicht notwendig, ich habe einige geeignete Gürtel in meinem Bestand gefunden.

Mehr Fotos gibt es zum Finale am 22.12.2014.

 

Umgebautes UFO

Ich habe mir auferlegt, mit dem Abbau meines Stofflagers zu beginnen. Aus diesem schönen Wollstoff hatte ich vor fast 2 Jahrzehnten (!) ein Kleid (in Gr. 40) zugeschnitten. Aus diesem Kleiderzuschnitt wurde das Oberteil (plus Besatz), für den Rock und die Ärmel hatte ich 1,6 m zur Verfügung. Futter und Garn hatte ich ebenfalls, kaufen musste ich nur den RV. Damit hat mich das Kleid ca. 7 € gekostet.
So habe ich das UFO noch irgendwie verwertet und zugleich den Stoffbestand etwas abgebaut.
Ich bin ein stolzes Sparbrötchen!

Schnittbewertung

Schnittmuster: Burda 01/2001 Nr 122 bzw. 123
(gleiches Oberteil, unterschiedliche Rockteile)


Sieht das Kleidungsstück wie auf dem Foto bzw. wie auf der technischen Zeichnung aus?
Ja.
Ich habe es ein wenig geändert. Um Stoff zu sparen habe ich das Rockteil als 4-Bahnenrock zugeschnitten statt zwei Rockteile in der Diagonale.

War die Anleitung leicht zu verstehen?
Nun ja, es ist eine typische Burda-Anleitung, mal mehr mal weniger verständlich.
Für mich war die Nähreihenfolge ungewohnt. Nach den Abnähern wurden die Rockteile an die Oberteile gefügt, dann der RV eingenäht und dann die Seitennähte geschlossen.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass man bei leichten Änderungen der Figur (und bei entsprechender Nahtzugabe) das Kleid in den Seitennähten leicht etwas enger oder weiter machen kann.
Der Nachteil ist, dass für alle folgenden Nähschritte am Oberteil, also Ärmel und Besatz, immer schon das gesamte Kleid samt voluminösem Rock auf dem Nähtisch hin und her gewälzt werden muss. Das Nähen wird dadurch umständlich.

Gesamtbewertung:
Ein schönes Kleid, über das ich mich wirklich freue.

Verwendeter Stoff: 
Reine Schurwolle sowie Futterstoff Nevaviscon

Änderungen am Schnittmuster?
Jede Menge! Ich habe den Schnitt gemäß Maßtabelle zunächst vergrößert. Danach habe ich ihn bei den Anproben Schritt für Schritt wieder verkleinert. Hätte ich von Anfang an eine kleinere Größe verwendet und nur punktuell angepasst, hätte ich mir viel Arbeit sparen können.
Die Regel, sich bei der Größenwahl der Kleider an der Oberweite zu orientieren, passt eben nicht immer.

Würdest du nach diesem Schnittmuster nochmals nähen?
Ja.
Auf jeden Fall werde ich diesen Schnitt aufbewahren. 
Aber in der Burda (01/2015) gibt es bereits ein neues Kleid (Nr. 126), das mir gut gefällt ... Und ich habe noch Stoff auf Lager ...

Dank für die Kommentare

Für die Kommentare zu meinen vorangegangenen Beiträgen bedanke ich mich bei Euch. Die ein oder andere Anregung werde ich beim nächsten Kleid aufgreifen.

Zunächst aber werde ich meinen temporären Nähplatz abbauen und für Weihnachten Ordnung schaffen.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Mutter und Tochter

Meine Tochter, die in wenigen Tagen 14 Jahre alt wird, wünschte, dass ich sie in ihrem neuen Geburtstags- und Weihnachtsoutfit poste. Diesen Wunsch erfülle ich gern.
Und so haben wir uns heute Nachmittag unsere neuen Weihnachtskleider übergezogen, die Accessoires aufeinander abgestimmt und uns per Selbstauslöser fotografiert.







Mutter und Tochter im Partner-Look: aufeinander abgestimmt sind unsere hellen Kleider und dazu dunkle Accessoires.

Dann wurde uns draußen zu kalt und wir machten drinnen weiter ...


Für mich war es die Gelegenheit, erste Tragefotos meines selbst genähten Weihnachtskleids zu zeigen, gemeinsam genäht mit anderen Bloggerinnen beim WKSA 2014, das ich heute noch bei MMM vorstelle.
Und jetzt geht's noch schnell zu Share in Style.

Soloauftritt meiner Tochter in ihrem selbst ausgesuchten Outfit.

Ihr Outfit - Kleid, Jäckchen und Tasche -  stammt von Orsay, die Ballerinas von Roland.
Mein Outfit: selbst genähtes Kleid aus reiner Schurwolle nach Burda-Schnitt (01/2001, 123), Jäckchen von Peter Hahn, Schuhe von Hassia, Tasche aus den frühen 70ern.

Sonntag, 7. Dezember 2014

WKSA 2014 Fortschritte und Erkenntnisse

Der Stand meines Projekts

Uah, es passt nicht, das muss ich ändern
Nun ja, über den Aufwand, einen Schnitt erst zu vergrößern, um dann die zugeschnittenen Teile Schrittchen für Schrittchen zu verkleinern, habe ich mich bereits ausgelassen. Nach mehreren Steck- und Heftanproben haben die Teile dann doch gepasst.

Ich habe diese schwierige Stelle gemeistert und bin stolz wie Bolle
Besonders spannend war das Einnähen der Ärmel. Nachdem ich so viel an der Passform geändert habe, musste ich natürlich am Zuschnitt des Ärmels auch korrigieren.
Nach dem Einheften des Ärmels sah der zuerst wie ein leicht geraffter Puffärmel aus, trotz der mittels Hilfsnähten eingehaltenen Armkugel. Mit drei Hilfsnähten zum Einhalten und viel, viel Dampf habe ich den Ärmel dann so hinbekommen, dass die Kugel glatt sitzt.
Ich habe jetzt doch den Originalärmel dieses Modells verwendet. Ursprünglich hatte ich die Idee, einen langen Ärmels eines anderen Burdamodells zu verwenden. Nach dem Kopieren war aber schon offensichtlich, dass der lange Ärmel auf Anhieb nicht ins Armloch passt. Nach all den Passproblemen, die ich hatte, will ich mir ein weiteres Experiment ersparen, deshalb gibt es jetzt eben den kurzen Ärmel.

Das sieht doch schon ganz gut aus, oder?
Egal, den Ärmel ändere ich nicht mehr! Genug getüftelt und gebastelt.

Ich hab ein Hängerchen und brauche Motivation! 

Nach Einnähen des Ärmels hatte ich erstmals überhaupt keine Lust mehr, das Kleid nochmals anzuprobieren. Deshalb habe ich begonnen, das Futter zuzuschneiden. Spätestens wenn ich das Futter zum Einsetzen ins Kleid anprobiere, werde ich zwangsläufig auch das Kleid wieder anprobieren. Vorerst hängt es auf dem Bügel und hat Pause.
Einen Hänger habe ich nicht, aber anstelle von Motivation tritt konsequentes Dranbleiben und Hartnäckigkeit.

Das Ergebnis sieht nun so aus:

Um dem Finale nicht vorzugreifen, gibt es heute Fotos vom Kleid auf dem Bügel - denn: der Rohbau ist fertig!

Mit dem Innenausbau habe ich angefangen, soll heißen, ich habe mit dem Futter begonnen.

Was noch fehlt: Futter fertigstellen und einsetzen, Saum nähen (das mach' ich von Hand) und natürlich bügeln/dämpfen.

Als Kür gibt es dann vielleicht noch ein bisschen Tüdeldü - mal sehen.



Mein Kleid kommt der Vorlage aus Burda 01/2001 Nr. 123 jedenfalls ziemlich nahe.


Erkenntnisse

Ich schrieb bereits, dass ich den Schnitt auf Gr 48 vergrößert hatte und bei den Anproben / beim Nähen dann in vielen kleinen Schritten verkleinert habe. Am Ende kam ich zu den Ergebnis, dass ich besser in Gr 44 mit großzügiger Nahtzugabe zugeschnitten hätte. Meine These kann ich jetzt am Beispiel der Schnittteile des Vorderteils belegen:






































Zur Schulter hin hat das größere Teil für mich viel zu viel an Längenzugabe, die Zugabe in der Mitte ist für mich unnötig, sie sorgt sogar dafür, dass der Brustpunkt etwas zu weit außen liegt. Die Zugabe an der Seitennaht werde ich beibehalten.

Ganz schwierig war das Einsetzen der Ärmel. Nachdem ich so viel Höhe und Weite weggenommen habe, konnten die Passzeichen nicht mehr stimmen. Ich musste viel heften und anprobieren.

Das Futter habe ich jetzt in Gr. 44 (plus 1 cm zusätzliche Seitennahtzugabe) zugeschnitten. Das passt ganz gut. Insbesondere an der Höhe des Oberteils muss ich dann nichts ändern.
Allmählich wird auch deutlich, was ich an dem Schnitt ändern muss, falls ich ihn nochmals verwenden will:
  • Die Schulterlinie muss ich absenken, weil ich abfallende Schultern habe. (Diese Änderung gilt für jedes Modell, ich habe sie auch in früheren Jahren immer schon vorgenommen.)
  • Unten am Armausschnitt muss ich seitlich etwas wegnehmen und zur Taille hin auslaufen lassen. (Mein Rücken ist offenbar etwas schmaler als bei Gr. 44 vorgesehen.)
  • Der Halsausschnitt muss etwas vertieft werden.
Zum guten Schluss wünsche ich allen Damen vom WKSA 2014 einen schönen Adventssonntag und weiterhin gutes Gelingen.Und natürlich bin ich gespannt auf die Fortschritte.

Sonntag, 30. November 2014

WKSA 2014 In kleinen Schritten ...

... geht es voran

Zuerst  das Positive: bei der erstem Steckprobe habe ich erfreut festgestellt, dass der Brustpunkt da sitzt wo er hingehört. Dann war es mit der Freude aber auch schon vorbei. Der Rest passte nicht! Alles viel zu groß! Ich musste zunächst viel wegstecken und dann nach und nach wegschneiden. Und mit dem Wegschneiden bin ich noch längst nicht fertig.

Über Maßtabellen und Größen

Die Schnittvergrößerung, die ich vorgenommen habe, war ein echter Satz mit X. Ich habe die Teile vergrößert, also den Mehrgrößenschnitt gradiert, weil die Burda-Maßtabelle behauptet, dass ich Gr. 48 brauche (bei Kaufkleidung passe ich meist in 44). Nachdem ich von den Stoffteilen, die ich nach dem vergrößerten Schnitt zugeschnitten habe, viel Weite und noch mehr Höhe am Oberteil weggenommen habe, habe ich die Teile des Oberteile doch noch in Gr 44 kopiert und auf meine gesteckten und geheftete Stoffteile gelegt. Ergebnis: das Vergrößern hätte ich mir sparen können. Viel einfacher wäre es gewesen, in 44 mit großzügiger Nahtzugabe zuzuschneiden. Damit wäre ich schneller gewesen und hätte weniger am zugeschnittenen Stoff korrigieren müssen. So musste ich an den Seitennähten Stoff wegnehmen, die Taille nach oben verlegen, den Halsausschnitt vergrößern, die Schultern tiefer setzen.
Ein Herausforderung wird noch der Armausschnitt, bei dem ich auch noch viel werde wegschneiden müssen. Sicher ist dann auch noch der Ärmel wieder anzupassen.

Was ich bisher und weiterhin wegschnippele, kann ich auf dem Papierschnitt garnicht nachhalten. Ich mache es mir beim Futter einfach, ich schneide nach der kleineren Größe zu.

Zuschnitt

Ich hatte 1,6 m Wollstoff plus die zugeschnittenen Teile eines UFOs. Aus den UFO-Teilen konnte bzw. kann ich das Oberteil, die Ärmel und den Besatz zuschneiden. So reicht der Stoff für einen 4-Bahnen-Glockenrock.
Der Futterstoff, der sich noch in meinem Lager befand, wird gemäß Legeprobe ausreichen.
Kaufen musste ich nur einen farblich passenden RV.

Stand am 29.11.2014 abends

Ich habe keine Puppe, daher das Foto an mir. Ich musste den Blitz benutzen.

Die Abnäher sind genäht, ebenso die beiden vorderen Rockbahnen. Vorderes Oberteil und vorderes Rockteil sind verbunden, ebenso die Rückseite. Die Taille sitzt jetzt wo sie soll. RV und Seitennähte sind geheftet, die Schulternaht ist gesteckt.
Obwohl ich den Halsauschnitt schon mehrfach nachgeschnitten habe, muss ich noch weiter schnippeln, bis die Schulterhöhe und der Halsausschnitt passen. Das mache ich aber erst, wenn der RV und die Seitennähte genäht sind.

Was will ich heute schaffen?
RV einsetzen, hintere Mitte schließen, Seitennähte schließen.
Nachtrag vom 1.12.2014:  Ich habe alles geschafft, was ich mir für diesen Tag vorgenommen hatte.
Das Rockteil hat abweichend vom Original seitlich noch einen Hüftbogen bekommen.

In den folgenden Tagen wird dann wieder gebastelt: an Halsausschnitt und Schulternaht so lange stecken, heften und probieren, bis es passt. Den Besatz schneide ich erst dann nach dem angepassten Oberteil zu und nicht nach dem Schnittmuster.

Die größte Herausforderung werden Armausschnitt, Ärmel und das Einsetzen der Ärmel.
Weil das Oberteil viel zu groß und zu weit war, ist auch die Partie um Armausschnitt und Schulter viel zu breit. Das sieht man auch auf dem Foto.

Ob ich mit diesem Zwischenstand zufrieden bin? Teils, teils.
Ich seh's jetzt mal positiv: falls das Oberteil am Ende nicht gelingen sollte, der Rock ist auf jeden Fall verwendbar, notfalls separat.

Und nun wünsche ich allen gutes Gelingen bei WKSA 2014.

Zum guten Schluss gebe ich noch ein paar Statements ab:

Ich bin in Stimmung, erste Nähte sind gemacht! 
Ja, ich bin froh, regelmäßig an meiner Näharbeit dran zu sein. Motiviert bin ich im Sinne von konsequent - d. h. ich bleibe dran, auch wenn sich Aufwand ergibt, der so nicht vorgesehen war, z. B. die zugeschnittenen Teile immer wieder zu verkleinern, nachdem ich den Schnitt zunächst mühevoll vergrößert habe.
 
Endlich hab ich angefangen
Ja, immerhin habe ich mich bzgl. Stoff und Schnitt umentschieden
 
Probemodell sitzt, ich kann den richtigen Stoff zuschneiden
Nein, ich habe noch nie ein Probemodell genäht und würde das auch nur bei Modellen machen, die schnitttechnisch anspruchsvoll sind. Mein Schnitt besteht nur aus 4 Teilen, ist technisch also einfach.

Ich bin ein Streber und nähe jetzt mein zweites Weihnachtskleid
Nein, aber meinen Weihnachtsrock habe ich zuerst genäht. Der passt und sieht gut aus. Und wenn ich kein Kleid nähen würde, würde ich zum Rock auch noch ein hübsches Pulloverchen stricken. Beides zur gleichen Zeit schaffe ich nicht.
 
Plätzchenessen ist doch irgendwie auch Nähen, oder?
Auf keinen Fall! Schließlich will ich das Kleid fertigstellen und nicht im Entstehungsprozess noch ändern müssen. Aber ich bin dankbar, dass mein Mann bereits eine Runde Plätzchen gebacken hat.

Donnerstag, 27. November 2014

WKSA 2014 - Alles auf Anfang!

Fleissig, aber mit Zweifeln behaftet ...

war ich seit meinem letzten Post. Den hübschen Schnitt (Burda 6947) habe ich mittlerweile kopiert, ausgeschnitten und angehalten. Der Ausschnitt erschien mir zu groß für ein Winter-/Weihnachtskleid. Ebenso hatte ich Zweifel, ob ein langer Ärmel, den ich von einem anderen Burda-Schnitt kopiert habe, in das Armloch passen würde ...
Dann der Stoff ... Ich schrieb bereits, dass mir derzeit der Sinn nicht nach Brokat steht - und die Seidenstoffe musste ich ebenfalls verwerfen, weil Breite und Menge nicht zum Schnitt passten.

Offen gestanden steht mir der Sinn derzeit eher nach kuschligem Pulli und schönem Rock  ... 

Zweifel über Zweifel - und nun die Entscheidung:
es gibt kein Kleid nach diesem Schnitt und mit einem dieser Stoffe - jedenfalls nicht zu Weihnachten!















Mein neuer Ansatz

Ich habe also wieder meinen Stoffvorrat durchsucht und in Schnittmusterheften gestöbert.
Gefunden habe ich ein UFO - vor vielen Jahren in kleiner Größe zugeschnitten - und einen ansehnlichen Rest von ca. 1,6 m Wollstoff bei 140 cm Breite. Teile des Zuschnitts kann ich noch verwenden, z. B. für Ärmel, Besatz und evtl. für das Rückenteil.
In einer alten Burda (01/2001) habe ich einige hübsche Schnitte entdeckt, leider nur bis Gr. 44: Es ist schon komisch, laut Burda-Maßtabelle brauche ich 48 - weit entfernt von den Größen, die mir bei Kaufkleidung passen.
Gestern Abend habe ich den Schnitt kopiert und vergrößert und zwar nach diesem Tutorial "How to Grade a Pattern Up: The Easy Way". Mein erster Versuch im Vergrößern von Schnitten.

Dieses Kleid (Burda 01/2001 Nr 122) soll es nun werden aus diesem Wollstoff:




Hier die techn. Zeichnung des Modells 122, ein einfacher Grundschnitt.
Noch besser gefällt mir Modell 123, das einen Glockenrock hat. Dafür reicht mein Stoff aber nicht.
Trotzdem zeige ich die Abbildung:




Übrigens enthält dieses Heft auch einen Schnitt für ein schlichtes Shiftkleid, nach dem ich mir ein Spitzenkleid nähen könnte (aber nicht für Weihnachten).

Heute Abend geht's los, ich beginne mit dem Zuschnitt. Bin gespannt auf die Passform des vergrößerten Schnitts.

Und wenn das nichts werden sollte, dann folge ich meiner inneren Eingebung, die mir sagt:
Rock und kuschliger Pulli!


Dies ist ein Beitrag für WKSA 2014 - Teil 2!

Sonntag, 23. November 2014

Weihnachtskleid Sew Along 2014 - Teil 2

Mache ich Fortschritte? Teils, teils!

Zunächst eine sehr gute Nachricht: 

Der Weihnachtsrock 2014 ist  fertig!

Ich bin selbst überrascht, dass ich das Recycling dieses Rocks, den ich zuvor nie getragen habe, so schnell geschafft habe.
 

















Aus dem in Falten gelegten, 82  cm langen Rock in Gr. 38 aus den 80ern habe ich diesen 4-Bahnen Rock mit 70 cm Länge genäht. Von Aufhänger über Futter bis Zipper habe ich alles wiederverwendet.
Tragefotos gibt es zum Finale.

Vorbereitungen für das Kleid

Für das Kleid habe ich im Vorfeld schon einiges getan.
1. Ich habe mir neue Miederwaren zugelegt. Warum ich das erwähne? Neulich schrieb Frau Crafteln darüber, also über das Darunter. Nachdenklich machte mich ihr Hinweis, dass sich die Passform ihrer Kleider durch ihr neues Untendrunter verändert hat. Nun ich hoffe, wenn ich Kleid auf Untendrunter abstimme, dann keine bösen Passformüberraschungen zu erleben.

2. Die Stoffe, die für das Kleid in die engere Wahl kamen, habe ich vermessen. Aber ... böse Überraschung, einiges geht nicht so, wie ich es erhoffte - der Burda-Schnitt 6947 und meine Stoffauswahl wollen nicht so recht zusammen passen.


Die beiden Seidenstoffe sind nur 90 cm breit, da reicht die Länge nicht für den Schnitt. 
Den Spitzenstoff möchte ich nur für ein Rockteil mit geradem Saum verwenden, dafür ist der Schnitt ungeeignet. 
Bleibt nur der Brokat. Aber will ich an Weihnachten einen kratzenden Brokat tragen? Ich bin noch unschlüssig. (Ein Futter ist natürlich eingeplant und als nicht kratzenden Besatz werde ich wohl die Seide verwenden.)

3. Für mein Kleid wünsche ich mir einen einteiligen, langen Ärmel. Ich habe eifrig in Burda-Heften gesucht und werde heute Abend einen Ärmel kopieren. Dann habe ich auch schon nachgesehen, wie ich den Ärmel auf meine Oberarmweite anpassen muss. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

4. Weil ich ein Sparbrötchen bin, werde ich den Fertigschnitt nicht ausschneiden sondern kopieren, damit ich ihn ggf. wiederverwenden kann.

Suche nach einem Schnitt für ein Shiftkleid

 Für den Spitzenstoff  war ich auf der Suche nach einem Schnitt für ein einfaches Shiftkleid.
Im Kommentar wurde ich darauf hingewiesen, dass das Kleid so auf dem Bügel ziemlich formlos und sackig aussieht. Stimmt! Leider kann ich das Kleid an mir nicht zeigen, es passt einfach nicht mehr. Auch eine Puppe habe ich nicht. Meine Tochter hat sich aber bereit erklärt, es für ein Foto zu tragen. Ihr ist es allerdings zu groß, besonders der Ärmel wirken riesig. Getragen sieht es auf jeden Fall besser aus als auf dem Bügel.


 










 Mittlerweile habe ich eine liebe Mail bekommen mit Hinweisen auf einen geeigneten Schnitt. Vielen, vielen Dank dafür.



Welche Fortschritte andere Bloggerinnen machen ist hier bei MMM WKSA zu sehen.

 

Zum guten Schluss

Welches Tutorial oder welche Beschreibung könnt ihr mir empfehlen, damit ich einen Schnitt von Gr. 44 auf 48 vergrößern kann? Bei Burda finde ich nur die Beschreibung, wie ich um eine Größe vergrößern kann.



Den Zeitplan habe ich mir sicherheitshalber kopiert:

16.11.2014 WKSA Teil 1:
Ich bin 1a vorbereitet und habe schon alles zusammen gesucht / Weihnachten? Ist nicht noch Sommer? / Ich such nach Inspiration und guck mal, was die anderen machen / Schnitt da aber kein Stoff oder andersrum? / Kleine Rückblende: mein Weihnachtskleid 2013/2012/2011

22.11.2013 WKSA Teil 2:
Oh, so ein schönes Schnittmuster wird da genäht, ich entscheide mich schnell um / Ich habe mich für mein Traumkleid entschieden und bleibe dabei / Ich nähe mal lieber erst ein Probemodell / Schnitt kopieren, zuschneiden, wer sagt eigentlich, dass Nähen Spaß macht?

30.11.2014 WKSA Teil 3:
Ich bin in Stimmung, erste Nähte sind gemacht!  / Endlich hab ich angefangen / Probemodell sitzt, ich kann den richtigen Stoff zuschneiden / Ich bin ein Streber und nähe jetzt mein zweites Weihnachtskleid / Plätzchenessen ist doch irgendwie auch Nähen, oder?

7.12.2014 WKSA Teil 4:
Uah, es passt nicht, das muss ich ändern / Ich habe diese schwierige Stelle gemeistert und bin stolz wie Bolle! / Das sieht doch schon ganz gut aus, oder? / Ich hab ein Hängerchen und brauche Motivation!

14.12.2014 WKSA Teil 5:
Oah, jetzt aber schnell! / Nur noch der Saum! / Ich könnte hier nochmal nachbessern / Ich bin fertig, zeige aber noch nichts / Ich bin ein Streber und nähe jetzt noch ein Tüdeldü für meine drei Weihnachtskleider

21.12.2013 WKSA Finale
*****Es ist so schön geworden!*****

Sonntag, 16. November 2014

Weihnachtskleid Sew Along 2014 - Teil 1

Ich habe mir lange überlegt, ob ich an einem Sew Along teilnehmen möchte / kann, denn straffe Zeitvorgaben kann ich in meinem Alltag zumeist nicht unterbringen. Ich will es aber gern versuchen, wobei "suchen" ein wichtiges Stichwort ist, aber dazu später ...

Rückblick auf 2013


Am 2. Weihnachtsfeiertag trug ich seit langem erstmals wieder etwas Selbstgenähtes: ein Sternen-Tutu!

Heiligabend feierte ich in einem gekauften Kleid. Vielleicht wird es in diesem Jahr ein Selbstgenähtes?

Beim Schnitt bin ich noch auf der Suche.

Der Weihnachtsrock 2014 hat 1. Prioriät


Mit erster Priorität werde ich jedoch einen Weihnachtssrock in Glockenform nähen. Es wird ein Recycling-Projekt, denn ich möchte den Stoff dieses Rocks verwenden. Es ist ein Streifentaft in blau und schwarz mit Samtmotiven. Die Weite des Originalstoffs reicht für einen Glockenrock aus.




Mit dem Rock beginne ich zuerst und ich hoffe, dass auch noch Zeit für ein Weihnachtskleid bleibt.

Schnitte für das Weihnachtskleid

Diesen Schnitt (Burda 6947) habe ich mir im Frühjahr gekauft. Das Kleid gefällt mir. Den Shrug, dessen Schnitt dabei ist, mag ich nicht. Ich wünsche mir dazu lange Ärmel und werde schauen müssen, nach welchem anderen Schnitt ich lange, einteilige Ärmel dazu bastele. Meine Wunschlänge sind 70 cm Rocklänge, bodenlang muss es nicht sein.


Suche

Dann bin ich noch auf der Suche nach solch einem schlichten Schnitt für ein schlichtes, leicht ausgestelltes Shiftkleid




Ich habe es vor vielen Jahren selbst genäht und sehr gern getragen. Der Burda-Schnitt dazu ist aber leider verschollen.

Nun meine Bitte an euch: wenn eine der Nähbegeisterten solch einen Grundschnitt in Gr. 46 oder 48 (nach Burda Maßtabelle) hat, wäre es schön, wenn sie sich bei mir melden würde.

Und mit meinen besten Absichten werde ich mich nun bei den Damen vom MMM einreihen.

Ach so, fast hätte ich's vergessen - Stoff habe ich schon. Ich habe mir auferlegt, keinen Stoff mehr zu kaufen, sondern erst den über 20 Jahre aufgebauten und mittlerweile gut abgelagerten Stoff zu verwenden.
Von links nach rechts: 2 Seidenstoffe, ein Brokat mit Silberfäden, Spitze.
Den mittelblauen Spitzenstoff mit Bogenkante würde ich gern an einem schlichten Kleid mit geradem Saum sehen. 

Tja - und alle Stoffe in meinem Vorrat sind unelastische Webstoffe.

Mittwoch, 5. November 2014

Persönlicher Blick auf die Fifties

Vorbemerkung:

Dieser Beitrag ist schon einige Zeit fertig, aber bisher zögerte ich, ihn tatsächlich zu veröffentlichen, weil er sehr persönlich / privat ist. Heute habe ich mir nun selbst das OK dafür gegeben. Ich wünsche viel Freude beim Betrachten der Bilder.

"Die fantastischen Fifties"

Unter diesem Titel erschien vor einiger Zeit eine Ausgabe der Burda - "Vintage Burda" - mit 12 Originalschnitten aus Burda-Heften der 50er Jahre.
Das für mich bestellte Exemplar holte ich mir am Erscheinungstag gleich morgens um kurz nach 7 bei meinem Lieblingskiosk ab.
Schon kurz darauf erschienen im Netz die ersten Kommentare dazu. Teils wurde gelobt, teils kritisiert.
Lob gab es, weil immerhin 10 Schnitte in den Größen 36 - 44 und 2 in 34 - 42 enthalten sind. Darunter eine tolle Strandkombination, Shorts mit Oberteil zum geknöpften, ausgestellten Rock (leider nur bis 42), ein schmal auf Figur geschnittenes Kostum, Tanzkleider ...
Jedes der Modelle wird ergänzt durch einen Begleittext sowie Fotos, auf denen prominente Damen dieser Zeit Kleider ähnlicher Art trugen.
Meine Kritik an dem Heft bezieht sich zum einen auf die Stoffwahl, zum anderen auf die Stylingvorschläge zu den Modellen. Die Stoffauswahl ist teilweise lieblos und effektheischend: kitschiges Barbie-rosa zum Tanzkleid, Goldlamé zum Cocktailkleid oder glänzender Satin für einen Tagesrock … Schade, die Mode der 50er wird auf manchen Fotos eher karikiert als dass sie wertschätzend dargestellt wird.
Die Styling-Vorschläge orientieren sich an aktuellen Trends. Man versucht, den Stil der 50er in die heutige Zeit zu transportieren. Da werden Loafers zum Tanzkleid gesellt, ein Tanzkleid mit einem Zylinder "aufgepeppt" oder Plateauschuhe der 70er mit nach unten breiter werdendem Absatz zum Cocktailkleid vorgeschlagen.
Retro würde ich anders darstellen.

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Bild von burdastyle.de - Kleid "Fiore"
Das Kleid ist ein Traum - aber der Zylinder??? - im Grunde sieht er dazu nicht übel aus, in den 50ern wäre er aber allenfalls zum Fasching getragen worden.

Die Vintage Burda zeigt also Kleidungsstücke, wie sie damals nach Vorbildern bekannter Modeschöpfer oder bekannter Stars in Burda-Schnitte umgesetzt wurden.

Die Entwürfe der seinerzeit stilprägenden Designer sind uns aus vielen Abbildungen bekannt. Auch aus alten Filmen ist uns der Look geläufig.

Aber was trugen "normale" Frauen damals im "echten" Leben? Wie sah der "Streetstyle" dieser Zeit aus?
Um darüber mehr zu erfahren, genügt oft schon ein Blick ins Familienalbum. Dazu lade ich Euch jetzt ein.

Die Mode der Fünfziger im Alltag - aus einem ganz persönlichen Blickwinkel



1950: Das Bolerokleid





























Sommerliches Trägerkleid mit Glockenrock und dazu passendem Bolero. Der Rock bedeckt das Knie gut eine Hand breit.
Große, tropische Blumen in satten Farben der Herbstpalette sind das Muster dieses Kleids. Dazu wurden Sling-Pumps mit kleinem, stabilem Absatz in Velours-Leder getragen.

1951: Weit schwingendes Kleid mit Rüschenzier


Deutlich länger wurden Kleider mit Telerröcken getragen. Die leicht gerafften Ärmel dieses weiten Kleids mit diagonal geschnittenem Rock reichten bis zum Ellenbogen. Ausschnitt und Armabschluß wurden mit einer Rüsche verziert. Die Weite des Kleids konnte durch breite Bindebänder im Rücken regliert werden und sorgten für eine betonte Taille. Das Kleid war von einer Schneiderin angefertigt.

Gekaufte und angefertigte Kleidung standen damals gleichberechtigt nebeneinander. Viele Frauen waren Schneiderin von Beruf und arbeiteten zu Hause. Sich ein Kleid bei der Schneiderin in der Nachbarschaft anfertigen zu lassen, war auch für "kleine Leute" erschwinglich und durchaus üblich. 


1951: Weites Kleid mit Carreeausschnitt


Auch dieses Kleid mit Carreeausschnitt, kleinem Kelchkragen und drapiertem Brustbereich war maßgeschneidert. Die halblangen Ärmel hatten bequeme Weite. Natürlich hatte der Rock schwingende Weite und die damals dazu übliche Länge.
Das Kleid wurde ohne Pettycoat getragen. Steife Pettycoats gehörten nach meiner Wahrnehmung erst ab Mitte / zweite Hälfte der 50er zum allgemeinen Erscheinungsbild auf den Straßen.



















1951: Streifenkleid






















Das einfache Streifenkleid mit überschnittener Schulter weist einige kleine Besonderheiten auf: kleiner V-Ausschnitt mit angesetzten Kragen. Der Pfiff des Kleids entsteht durch die interessante Kombination der Streifen beim Zuschnitt.
Da der Rock nur ausgestellt, jedoch nicht weit schwingend ist, fällt die Länge etwas kürzer aus.
Kombiniert zum Kleid wurden Sandalen mit Söckchen oder Schnürschuhe mit Absatz, die "Trotteurs" genannt wurden.

Streifenkleider wurden damals sehr ansprechend zugeschnitten. Zum quergesteiften, in Falten gelegten Rock war das mehrteilig zugeschnittene Oberteil in der vorderen Mitte längs gestreift und an den Seitenteilen diagonal zugeschnitten, wodurch die Taille sehr schmal wirkte. Oder der Rock wurde in ausgestellten Teilen zugeschnitten, wodurch ein Zackeneffekt entstand.

1951: Schneiderkostüm aus englischem Tuch

Maßgefertigt aus englischem Tuch war dieses einreihig geknöpfte, stark taillierte Kostüm mit betonten Schultern, das deutlich an einen Herrenanzug erinnert. Ein Tüchlein gehörte selbstverständlich in die Brusttasche. Der Rock mit Kellerfalte ist leicht ausgestellt. Die hoch geschlossene Bluse dazu wirkt streng.
Nach der Improvisation in der Mitte und den späten 40er Jahren, - Kleider aus Fallschirmseide, handgestrickte Pullis aus aufgezogenen Zuckersäcken - , genoss man in den frühen 50ern die neue Vielfalt in den Stoffläden.  Und man legte Wert auf Qualität.

 

 

 

1954: Quer gestreifter Wollmantel

Neben taillierten, weitschwingenden Mänteln waren in den 50ern auch gerade Mantelformen vertreten. Hier ein anthrazit-dunkelgrau gestreiftes Modell mit Kelchkragen. Kleine Abnäher sorgen dafür, dass der recht weite Raglanärmel zum Handgelenk hin schmäler wird. Ergänzt wurde der Mantel durch Pumps und Strümpfe mit dunkler Naht.

Das kleine Model trägt zu ihrem Hängerchen mit Smokpasse ein d'blaues Cordmäntelchen und d'blaue Schnürstiefel. 



 

 

 

 

 


 

1955: Noch ein Bolerokleid


Das Oberteil mit verlängerter Taille hat Raffungen.  Der angesetzte, weite Rock ist an der Ansatznaht gekräuselt. Beliebtes Druckmotiv: Blütenranken.
Ohne Bolero wurde das Trägerkleid nur im famliliären Kreis, etwa im Garten oder aber am Strand / im Freibad getragen. In der Öffentlichkeit gehörte das Bolero darüber, um angemessen gekleidet zu sein.






Retrokleider gab es in den darauf folgenden Jahrzehnten immer wieder: hier ein Kleid aus der 2. Hälfte der 80er Jahre mit verlängerter Taille und angesetztem, ausgestelltem Rock, zu dem ein Bolero mit kurzem Arm gehörte. Der Druck zeigt exotische Blüten und Dschungelpflanzen.

 

 

 

 

 

 

Auch tropische Blüten tauchen immer wieder auf, z. B. auf diesem zweiteiligen Kleid mit überschnittenen Schultern von 2014.

 

 

 

 

 

 

1957: Das Tailleur, perfekte Frühjahrsgarderobe zum Flanieren


Der Laufsteg der kleinen Leute war der Sonntagsspazierweg.
Die Arbeitszeit betrug 48 Std pro Woche, das bedeutete achteinhalb Stunden täglich und samstags bis 14 Uhr arbeiten. Der Samstag Nachmittag wurde Haushalt, Garten und der Körperpflege gewidmet. Fließend warmes Wasser für das Wannenbad kam aus dem Badeofen, der dafür extra befeuert werden musste. Wer in seiner Vorkriegswohnung kein Bad hatte, ging ins öffentliche Wannenbad, wo man sich für eine Zeiteinheit eine Kabine mit Badewanne mieten und ausgiebig baden konnte - mit Fichtennadelbrausetabletten.

Sonntag war der Höhepunkt der Woche. Gleich nach dem Mittagessen zog man sich fürs Flanieren um.
Die besten Kleidungsstücke wurden ausgewählt, das Haar sorgfältig frisiert, Puder und Lippenstift aufgetragen. Für den eleganten Duft sorgte 4711 Kölnisch Wasser oder Tosca. Beide Marken wurden in den unterschiedlichsten Größen angeboten und waren auch als Geschenk sehr beliebt.
Angenehm duftend und sorgfältig ausgestattet ging es dann los zum Sonntagsspaziergang oder -ausflug. Überall waren Leute unterwegs - und alle sorgfältig gekleidet. Die Herren, egal ob Bau- oder Fabrikarbeiter oder Büroangestellter, trugen zum Anzug oder zu Sakko und Tuchhose ein weißes Hemd mit Kravatte.
Die Damen ... nun, Beispiele sind hier zu sehen.

Dieses figurbetonte Kostüm mit Montagegürtel über der Schößchenjacke wurde als Tailleur bezeichnet. Aus d'blauem Rips mit überzogenen Knöpfen wirkte es zurückhaltend elegant. Vervollständigt wurde es mit weißen Accessoires: zehenoffene Slingpumps, transparente Handschuhe, eine mit Organzablüten besetzte Kopfbedeckung, die heute als Fascinator bezeichnet würde und weißer Handtasche. Das i-Tüpfelchen war die Brosche, hier ein Blütenstiel.

Und was befand sich in der Handtasche?: ein blütenweißes, nach Kölnisch Wasser duftendes  Stofftaschentuch, das mit weißer oder pastellfarbener Spitze umhäkelt war, ein Kamm, vielleicht auch ein kleines Fläschchen 4711 Kölnisch Wasser oder Tosca, ebenfalls von 4711, und ...
Puderdose mit Spiegel und dunkelroter Lippenstift von Margret Astor! Beides in elegantem, schwerem Messingbehältnis - für mich der Inbegriff des Luxus.

Das kleine, etwas quengelige Model trägt einen doppelreihig geknöpften Pepitamantel mit Samtkragen über einem hellblauen Matrosenkleid.  

 

1957: Heller Mantel aus Tweed


Die Schuhe, die zu diesem Tweedmantel mit verdeckter Knopfleiste getragen wurden, sind der Clou dieser Kombination: es waren echte Schlangenlederpumps mit typischer Maserung und Schuppenstruktur des Obermaterials.

Die kleine Puppenmutter trägt zum Pepitamäntelchen ein rotes Filzhütchen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1957: Hemdblusenkleid

Knopfreihe bis zur Taille, Blusenkragen, überschnittene Schultern, stoffbezogener Montagegürtel, schräge Taschen und Tellerrock waren die Merkmale dieses Hemdblusenkleids.
Neu war das Material: Perlon! Pflegeleicht und bügelfrei!
In der 2. Hälfte der 50er traten Stoffe aus "Kunstfasern" ihren Siegeszug an. Die Bevölkerung war offen für jegliche Art von Neuerungen.
(In der Folge kamen die berüchtigten Nylonhemden der Herren auf.)
Mit rotem Trägerrock zu Puffärmelblüschen und rotem Hut ist die Kleine unterwegs. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1957: Knotenkleid

Durchaus auch typisch für die zweite Hälfte der 50er waren Kleider im ausgestellten Bahnenschnitt. Bei diesem Modell ist das Bolero nur angedeutet, die beiden Stoffteile werden über der Brust geknotet. Die Schultern sind wieder überschnitten. An den seitlichen Bahnen sind ca. 30 cm hohe, eingereihte Teile eingesetzt, die Quernaht darüber wird mit einer Paspel betont.
Die Farben: elfenbeinfarbene Punkte auf altrosa Grund.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1959: Kleid mit leichtem Pettycoat


Auf dem Weg in die 60er wurden die weiten Röcke bereits wieder etwas kürzer.
Bei diesem Kleid mit V-Ausschnitt wird die Weite des ausgestellten Rock durch einen eingearbeiteten, leichten Pettycoat betont.
Der Rock ist in der Taille gekräuselt. Die Schnittteile des Oberteils sind ebenfalls gerafft. Die Raffungen, die von der Unterbrustnaht ausgehen, enden in den überschnittenen Schultern. Das Schnittteil unterhalb der Brust bis zur Taille ist ebenfalls gerafft. Ein entsprechendes Schnittteil befand sich auch auf der Rückseite.

Das kleine Mädchen trägt ein Hängerchen mit Rüschenbesatz aus Organdy, das große Mädchen ein Kleid mit angesetztem, weitem Rock, der durch einen eingearbeiteten Pettycoat Stand bekam.

Jahrzehnte später, es war im März dieses Jahres, entdeckte ich Stilelemente dieses Damenkleids wieder.



Mein déjà-vu: ein langes Kleid mit gerafften Schnittteilen im Oberteil.
Ich verliebte mich in den wunderschönen Druck und in den Schnitt, der mich sofort an "früher" erinnerte.
Behalten habe ich dieses Kleid nicht, leider. Ich hatte Sorge, dass es schon bei leichten Gewichtsschwankungen nicht mehr passen würde.
Wenn ich geahnt hätte, dass ...

Einige Gedanken zum Schluss

Ich schrieb einmal: "Wenn ich jemals im Leben ein modisches Vorbild hatte, dann war es Faye Dunaway im Film "Bonnie and Clyde"". Sie gab den Anstoß, mich zu "meiner" Rocklänge zu bekennen, die ihren Ursprung in der Mode der 30er Jahre hatte.
Wenn ich mir jetzt diese Fotos betrachte, bin ich überzeugt, dass auch meine Mutter einen wesentlichen Anteil an meinem Modegeschmack hatte. Als Kind habe ich ihren Stil sehr bewundert. Denke ich an meine Kindheit in den 50ern, dann ist manchmal sogar der Duft von 4711 Kölnisch Wasser oder Tosca präsent. Umgekehrt wecken diese Düfte Kindheitserinnerungen.

Modisch gesehen hat mir an den 50ern imponiert, dass jeder, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht,  um sein Äußeres bemüht war. Sonntags und zu Anlässen zeigte man, was oder wer man war oder was oder wer man sein wollte.
Diese Sorgfalt ging im Laufe der zweiten Hälfte der 60er mehr und mehr verloren. Sonntagskleidung? - Wozu?

Bemerkenswert war, dass in einem Durchschnittshaushalt mit dem damals üblichen Standardschrank im Schlafzimmer, die Garderobe zweier Erwachsener sowie Bett-, Tisch- und Leibwäsche in einem Schrank (von relativ geringen Ausmaßen) untergebracht waren.

Inwieweit haben Kinderjahre Einfluss auf den späteren Modegeschmack? Als Kind wurde ich oft anlassentsprechend gekleidet. Hat das meine Art mich zu kleiden geprägt?
Wie wird es bei den Mädchen sein, bei denen heute bunte Shirts und Jeans zur alltäglichen Kleidung gehören? Werden sie sich später mit Röcken und Kleidern anfreunden können? Werden sie es ertragen können, Bein zu zeigen? 


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